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Vor kurzem war ich bei einer Zirkusvorstellung, kein klassischer Zirkus, sondern im Rahmen des Atoll-Festivals ein junger zeitgenössischer und äusserst kreativer Zirkus. Junge Artisten, die den Zirkus neu erfinden.

Es ging ums Fallen und ums Aufstehen

Das Stück hieß MAT. Es findet auf Matten statt, wahrscheinlich trug das zum Namen bei. Sieben Artisten, die ständig fallen, auf dicke und teilweise sehr weiche Matten. In die sinken sie tief ein und rappeln sich anschließend wieder hoch. Wenn Sie sich vorstellen, aus einer solchen dicken und weichen Matte aufzustehen, ohne sich irgendwo festhalten zu können, das ist gar nicht so einfach. Für Ungeübte wohlgemerkt. Hier sind Geübte am Werk, mal fallen alle gemeinsam, hintereinander, nebeneinander. Aus dem Stand und aus dem Sprung. Von hochgestellten Matten und von den Schultern anderer.

Mich hat das fasziniert. Da das Zirkuszelt eine überschaubare Größe hatte, waren wir den Artisten recht nah. Die Freude am Tun war ihnen im Gesichtsausdruck direkt anzusehen. Da war viel Spielerisches dabei.

Ich habe mir vorgestellt wie viele Stunden notwendig sind, um die Choreografie zu entwickeln. Die Lust am Ausprobieren, um das Fallen, das Scheitern und Aufstehen auf diese spezielle Art sichtbar zu machen. Das Wagnis bei bestimmten Figuren, das Fallen aus großer Höhe (wenn drei Artisten aufeinander stehen und die obere Artistin lässt sich einfach so hinunterfallen). All das steckt in dieser Performance. Das sieht bei der Aufführung so leicht aus, obwohl die körperliche Anstrengung und die Konzentration sichtbar sind.

Wenn es so leicht aussieht, steckt viel Übung dahinter

Immer dann, wenn etwas so leicht aussieht, steckt enorm viel Übung dahinter. Ich höre immer wieder von Teilnehmern: ‚Ja, das ist einfach Talent! Deswegen sieht es so einfach aus. Die können das eben.‘

Oder es gibt den einen Trick, den einen Kniff. Aber das stimmt nicht.

Gerade dann, wenn etwas so leicht und natürlich aussieht, ist es das Ergebnis von vielen vielen Stunden Training.

In dem Stück steckt viel Scheitern, das ist der Kern. Fehler machen, hinfallen. Wieder aufstehen. In der Ankündigung fand ich diesen Satz: „MAT ist eine internationale Performance mit spektakulärer Akrobatik über das Loslassen von Leistungsdruck, die Schönheit des Scheiterns und die Freiheit, das Scheitern zuzulassen und anzunehmen.“ Hier finden Sie einen Mini-Auszug.

Es ist ein Stück über das Lernen, finde ich. Und über die Emotionen, die mit dem Lernen verbunden sind.

Dabei denke ich nicht an die Widerstände oder das Stirnrunzeln, wenn es nicht gleich klappt. Oder sich hinzieht. Ganz im Gegenteil!

Die 7 Emotionen, die das Lernen leichter machen

  1. Interesse oder Neugier, um überhaupt etwas anzufangen. Ausprobieren, Neues  entdecken und erforschen.
  2. Freude am Tun, die so motiviert, dass es leichter fällt, mit Fehlern umzugehen. Die gehören immer mit dazu und zeigen den Weg. Dranzubleiben, nicht aufzugeben, egal wie oft man scheitert.
  3. Inspiration entsteht beim Tun, ist ein Teil des Ausprobierens. Neue Ideen entstehen, idealerweise im Austausch unter Lernenden oder Forschenden.
  4. Hoffnung oder Zuversicht, das Ziel zu erreichen. Oder dass das, was man sich vorgenommen hat, gelingen kann. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten oder die Unterstützung von Mitlernenden. Ohne Hoffnung keine Zukunft.
  5. Die Gelassenheit, wenn es mal nicht so läuft. Wenn das Lernplateau erreicht ist. Das ist der Zustand, in dem es sich anfühlt, als ob es trotz allen Bemühungen nicht weitergeht. Bis der Knoten sich löst und ein Fortschritt spürbar ist.
  6. Dankbarkeit, überhaupt die Möglichkeit zu haben, die Chancen, etwas Neues zu lernen oder zu erfahren.
  7. Der Stolz, etwas hinbekommen zu haben. Etwas zu können, was vorher nicht möglich war. Was in manchen Situationen sogar unerreichbar schien. Ein Gefühl, das stärkt.

Emotionen sind beim Lernen immer mit dabei

Einobjektives Faktenlernen gibt es nicht. Emotionen bringen die Farbe ins Erleben. Mal grau, mal bunt.

Sie steuern und stärken unsere Erfahrungen. Jede Erinnerung ist wiederum mit einer Emotion verknüpft.

Angenommen, Sie haben etwas mit Unlust oder gar Druck gelernt, gar gebüffelt.

Wenn Sie diese Inhalte aus dem Gedächtnis abrufen, ist die damit verbundene Emotion ebenfalls wieder präsent. Sie kann sich durchaus ändern, wenn mit dem Erinnern ein neues, gutes Gefühl hinzukommt. Ein Erfolg zum Beispiel.

Welche Emotionen erleben Sie beim Lernen?

Gute Gefühle, die Freude und Spannung beim Ausprobieren, machen das Lernen leichter. Oder den Umgang mit Neuem und Veränderungen. Denn sie öffnen Kopf und Herz für neue Erfahrungen. Sie bringen Energie ins Handeln, wirken mit auf das Wohlbefinden. Energie brauchen Sie zum Lernen. Ohne sie wird es mühsam und belastend.

Mit welchen Gefühlen gehen Sie an Neues ran? Welche früheren Erfahrungen können damit verbunden sein? Machen Sie sich Ihre Gefühle, die meistens im Hintergrund ablaufen, kurz bewusst. Gerade, wenn Sie lernen wollen. Oder vor einer Veränderung stehen oder schon mittendrin sind. Oft sind es ambivalente Gefühle. Ein Hin und Her zwischen ‚Will ich?‘ ‚Sollte ich‘ oder ‚Muss das sein?‘.

Eine gesundes Skepsis ist zu Beginn durchaus angebracht, um sich immer wieder zu überprüfen, ob das, was Sie gerade tun, das Richtige ist. Ob der Weg und das Tempo passen. Ob es die Energie ausreicht und das Neue ein Gefühl von Stolz, etwas erreicht zu haben, auslöst. Etwa, indem Sie etwas wissen oder verstehen, was sich im ersten Moment wie in undurchdringbares Dickicht angefühlt hat.

Lernen als Entdeckungsreise 

Positive Gefühle und Freude beim Lernen

Positive Gefühle und Freude beim Lernen

Wie wäre es, wenn Sie sich beim nächsten Lernanlass mit auf die Entdeckungsreise machen, was die positiven Gefühle betrifft. Vielleicht erleben Sie diese sogar häufiger als gedacht, bemerken sie aber nicht? Weil Sie mit der Einstellung, dass es anstrengend sein wird, herangegangen sind?

Ich habe für Sie eine Auswahl von Reflexionsfragen, die Sie bei der Entdeckung der Emotionen begleiten können:

  • Wann habe ich Freude gespürt, die durch den Nörgler oder Perfektionisten in mir gleich wieder kleingeredet wurde?
  • Wann habe ich etwas mit Neugier (oder aus Interesse) begonnen und bin dann steckengeblieben?
  • Wann habe ich aufgegeben, weil ich das Gefühl hatte, nicht voran zu kommen?
  • Wann habe ich mir zu viel vorgenommen und den Elan verloren?
  • Wann ist aus Freude am Tun Anstrengung geworden und wie könnte es wieder leichter werden?
  • Wann war ich das letzte Mal dankbar über die Chancen, immer wieder dazuzulernen und mich weiterzuentwickeln?
  • Wie fühlt sich Stolz für mich an? Darf ich überhaupt stolz auf mich sein?

Emotionen als Leitplanken beim Lernen

Emotionen können einem beim Lernen im Weg stehen. Oder sie bieten eine Orientierung, wie Leitplanken es tun. Wird es kniffelig? Welche Einstellung hilft mir, das trotzdem gut hinzubekommen? Welche Einstellung wird mich eher hindern?

Bei einem Lerncoaching schauen wir gemeinsam auf das, was das Lernen alles bewußt und unbewußt mit beeinflusst. Welche Glaubenssätze aktiv werden und wie diese galant mitnehmen, ohne dass Sie davon allzu stark davon beeinträchtig sind. Warum mitnehmen? Die Glaubenssätze ‚Das konnte ich noch nie!’ haben eine starke Wirkung. Sie ignorieren zu wollen, klappt nicht. Die werden immer wieder auftauchen. Deswegen geht es um den Umgang damit!

Das alles zusammen ergänzt die Lerntechniken und Methoden, die nur einen Teil des erfolgreichen Lernens beinhalten. Aus meiner Erfahrung ist dies der größere Hebel, den Sie anwenden können.

Fazit: Machen Sie sich Ihre Emotionen beim Lernen bewusst!

Sind sie Helfer oder Hinderer? Oder gar Stressmacher? Steuern Sie diese in die bestmögliche Richtung, bleiben Sie gelassen und neugierig auf das, was kommt!

  • Was lernen Sie mit hoher Motivation?
  • Was möchten Sie demnächst lernen, welche Bereiche möchten Sie sich dadurch erschließen?
  • Wie könnte es gut gelingen?

Vielleicht haben Sie Lust bekommen, mal wieder in den Zirkus zu gehen.

 Schauen Sie genau hin. Was sieht leicht aus und was könnte an Training dahinterstecken?

 

Wenn Sie sich (oder einem Kollegen) das Lernen leichter machen wollen, anstatt mich sich zu hadern, ist ein Lerncoaching ein clevere Option.

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