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„Die Macht der guten Gefühle“, das ist der Titel eines Buches von Barbara Frederickson, den ich vor einer Weile wieder auf meinem Bücherstapel hatte. Sie hat insbesondere die Aspekte der positiven Gefühle und ihre Wirkung über Jahre hinweg genau untersucht. Dabei geht es ihr nicht um ein plakatives positives Denken. Sondern darum, zu verstehen, was die „guten Gefühle“ bewirken.

Zusammenhänge verstehen, die uralte Frage nach dem „Warum ist das so und was kann ich daraus lernen?“ das ist etwas, was mir am Herzen liegt. Hier stelle ich Ihnen einige Kernaussagen des Buches „Die Macht der guten Gefühle“ vor, die mich besonders zum Nachdenken angeregt haben.

Sie kennen das sicherlich. Der Tag lief gut, doch ausgerechnet dieses eine Meeting lief sowas von verquer, eine Aneinanderreihung von Missverständnissen, so dass ein Kollege schließlich entnervt gegangen ist. Dabei wollten Sie lediglich den Stand Ihres Projektes mitteilen. Bekommen Sie das wieder schnell aus dem Kopf? Wahrscheinlich beschäftigt Sie das noch eine Weile. Doch warum beschäftigen uns negative Gefühle immer viel mehr als die positiven Gefühle? Die positiven Gefühle sind schnell wieder vergessen, schade!

Unser Gehirn legt den Fokus dessen, was Sie erleben, eher auf die Gefahren: es neigt dazu, sich auszumalen, was alles passieren kann. Klar, denn Ihr Gehirn ist immer bestrebt, das Überleben seines Besitzers, also Ihres, zu sichern! Insofern hat der Blick auf Gefahren und das, was passieren könnte, auf jeden Fall seine Berechtigung.

Tun Sie etwas für Ihre Gefühlswelt!

Wenn allerdings dieses Denken (was alles passieren kann) in den Vordergrund rückt, blockieren Sie sich auf Dauer selbst, Ihr Selbstvertrauen leidet und die Stimmung geht sicher in den Keller. Sie überlegen jetzt vielleicht, wie Sie morgen dem Kollegen auf dem Flur begegnen. So tun, als ob nichts war? Die Situation noch einmal ansprechen? Das nächste Meeting abwarten?

Barbara Frederickson hat aufgrund vieler Studien herausgefunden, wie Menschen ihre Gefühlswelt selbst beeinflussen können, um ein gutes Maß von Vorsicht und Nachdenken auf der einen Seite und Zutrauen in sich selbst auf der anderen Seite für sich zu erreichen. Dazu ist eine positive optimistische Grundeinstellung, wie sie auch in der Resilienzforschung beschrieben ist, eine hilfreiche Basis.

Interessanterweise ist es so, dass positive, stärkende und glückliche Erlebnisse bei den meisten Menschen durchaus vorhanden sind! Wie viele kleine positive und erfreuliche Erlebnisse haben Sie täglich? Wie viele davon nehmen Sie bewusst wahr? Die meisten Menschen nehmen diese Emotionen im Gegensatz zu den ärgerlichen oder frustrierenden Erlebnissen weniger intensiv wahr. Das kleine Glück ist allzu sehr flüchtig, ein Fehler oder ein Missgeschick wirkt noch lange nach.

Ohne Emotionen keine Kommunikation
Die Balance zwischen positivem und negativem Erleben

Wie können Sie Ihre Gefühle ausbalancieren? Welches Verhältnis zu einem Ausgleich führt, hat Frederickson genau untersucht. Das Ergebnis Ihrer Forschung ist der Quotient 3-zu-1. Er bedeutet, dass drei positive Ereignisse ein negatives ausgleichen kann. Damit ist kein aufgesetztes Lächeln gemeint. Sondern tatsächlich ein Ausgleich in Form von Wertschätzung einem anderen gegenüber, einer freundlichen Geste oder einem konstruktiven Feedback. Sie kommen schneller wieder in eine gute Stimmungsbalance. Beste Voraussetzung für ein produktives Arbeiten.

Menschen mit einer positiven Grundeinstellung sind laut Frederickson gesünder und erfolgreicher. Sowohl im Beruf, in Partnerschaften als auch im Umgang mit anderen Menschen.

Wie kommen Sie denn zu (mehr) positiven Gefühlen?

10 Varianten positiver Gefühle, die am häufigsten anzutreffen sind (nach Frederickson)

  1. Freude – Leichtigkeit, Beschwingtheit
  2. Dankbarkeit – öffnet das Herz, erzeugt den Wunsch, ebenfalls etwas Gutes zu tun
  3. Heiterkeit – ein Gefühl des entspannt-zurücklehnend und einfach nur genießen wollen
  4. Interesse – erforschen und lernen wollen, Neugier, Anstrengung ist ok.
  5. Hoffnung – Sehnsucht nach Veränderung, die Überzeugung, dass sich etwas verändern kann
  6. Stolz – das Bewusstsein, etwas geleistet zu haben, was anerkannt wird, wirkt wieder motivierend
  7. Vergnügen – gemeinsam zu lachen, das wirkt ansteckend
  8. Inspiration – fesselt die Aufmerksamkeit, zieht in den Bann, nacheifern wollen, wachsen
  9. Ehrfurcht – innehalten, Faszination, erleben eines großen ganzen
  10. Liebe – umfasst und beinhaltet alle anderen Gefühle
  11. Wie gehen Sie jetzt am besten vor?

Anregung für Ihren Alltag – beobachten Sie Ihre Gefühle über eine Woche und nehmen Sie diese bewusst in Ihrem Alltag wahr.

Hier noch einige Anregungen zur genaueren Reflexion

  • Was sind für Sie die Auslöser für diese Gefühle?
  • Wann haben Sie das Gefühl in welcher Situation erlebt?
  • Was haben Sie in dem Moment getan?
  • Was können Sie tun, um dieses Gefühl erneut oder häufiger zu erleben?

Die Macht der Gefühle in Meetings

Frederickson berichtet in ihrem Buch von der Zusammenarbeit mit Dr. Marcial Losada. Er erforschte die Art der Kommunikation innerhalb von Teams im Verhältnis zu ihrer Performance.

Dabei ging er von 3 Fragen aus:

1. Ist die Kommunikation im Team positiv oder negativ?

2. Sind die Teammitglieder eher auf sich selbst zentriert oder können sie sich auf die anderen konzentrieren?

3. Sind sie untereinander fragend aktiv oder verteidigen sie ihren jeweiligen Standpunkt?

Dazu untersuchte er die Kommunikation in Meetings von 60 Teams. Dabei gehörten 25 Prozent zu den Teams, die am besten abschnitten. Die Teammitglieder waren angesehen, leistungsstark und erzielten hohe Werte z.B. bei der Kundenzufriedenheit. Dem gegenüber betrug die Quote der leistungsschwächsten Teams 30 Prozent. Ihre Leistung war schwach und sie Sie verfügten über wenig Flexibilität. Dazwischen lag die Mehrheit von 45 Prozent. Was genau macht nun den Unterschied zwischen den Teams aus?

Hier kommt wieder der Quotient ins Spiel. Sie erinnern sich – der Ausgleich von negativen zu positiven Ereignissen. Bei den leistungsstarken Teams wurde ein Quotient von 6-zu-1 gemessen! Im Vergleich: bei den leistungsschwachen Teams lag dieser gerade mal bei 1-zu-1. Eine negative Aussage gegenüber einer positiven Aussage. Hier findet kein Ausgleich statt!

Die Merkmale der leistungsstarken Teams in der Kommunikation

  • Viele Fragen und eine große Vielfalt an Fragen
  • Ebenso eine Vielfalt in der Argumentation des eigenen Standpunktes
  • Das Verhalten war sowohl von Flexibilität als auch von Kreativität im Umgang miteinander geprägt

Genau gegenteilig sind die Merkmale der leistungsschwachen Teams. Negative Gefühle, Frust und eine geringe Bereitschaft, Fragen zu stellen oder dem anderen überhaupt zuzuhören, sind die markanten Kennzeichen. Das Ergebnis ist oft das, dass es kein Ergebnis gibt und jeder noch frustrierter an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt. Jeder kennt solche Besprechungen, die zu nichts als zu einer schlechten Stimmung führen.

Die gemischten Teams, die Mehrheit also, zeigte zwar schon eine gewisse Frage- und Zuhörkultur, die jedoch sehr fragil war und ebenso schnell zusammenbrechen konnte. Ein stärkeres negatives Gefühl reichte mitunter schon als Auslöser und führte dazu, dass jeder nur noch seinen Standpunkt und Blickwinkel verteidigte.

Selbst wenn Sie der Überzeugung sind, dass Sie im Meeting nur mit Fakten zu tun haben, in der Kommunikation untereinander sind es die Emotionen, die zum Gelingen oder zum Scheitern beitragen.

Achten Sie doch einmal im nächsten Meeting auf die positiven und negativen Aussagen. Was überwiegt im Schnitt? Wie ist die Fehlerkultur in Ihrem Team? Wie das Feedback untereinander?

Was können Sie tun?

Das wirksamste ist, wenn Sie bei sich selbst anfangen. Klingt banal, ich weiss. Beobachten Sie Ihr Frage- und Zuhörverhalten. Nehmen Sie die Stimmung bewusst wahr, mit der Sie Gespräche führen. Teilen Sie Ihre Beobachtungen mit Ihren Kollegen. Es ist ein Aspekt, mit dem Sie bewusster umgehen können. Nichts, was Ihnen oder mir einfach so in den Schoß fällt. Sondern etwas, worauf Sie achten können. Immer mal wieder. Das wiederum stärkt Ihre Selbstwirksamkeit. Sie nehmen wahr, dass Sie etwas tun und bewirken können.

Eine positive Grundstimmung ist auch die Voraussetzung für die Stärkung Ihrer inneren Ressourcen. Legen Sie Ihren Fokus mehr auf das, was gelingt. Und wenn es nur der Versuch ist, es aber noch nicht gelungen ist. Allein der Versuch verdient die Wertschätzung!