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Ein Problem löst keine Begeisterung aus, das ist klar. Sicherlich kommt es auf die Dimension an. Wenn der Bildschirm plötzlich schwarz ist, haben Sie ein mittelgroßes bis großes Problem. Wenn Maschinen ausfallen oder eine nicht geplante Reparatur notwendig ist, ist das ebenfalls ein Problem. Auch, wenn Sie mit Kollegen Konflikte haben oder Anfragen nicht beantwortet werden. All das kann nerven, einen Schrecken oder in der Folge Unsicherheit auslösen. Bekomme ich es wieder hin? Wer kennt das Problem, wen kann ich fragen?

Was im Hintergrund abläuft, also in Ihrem Gehirn, das ist ein Lernprozess. Lernen im Alltag nenne ich das, offiziell heißt es informelles Lernen.

Schauen Sie hinter die Kulissen Ihres Lernens und was das informelle Lernen mit Ihrer Selbstwirksamkeit zu tun hat.

Lernen bedeutet, Probleme zu lösen

Während es Arbeitstages gibt es viele Situationen, wo Sie Ihr bestehendes Wissen neu oder ganz flexibel anpassen und einsetzen. Eine Kundenanfrage, die es so speziell noch gar nicht gab. Sie recherchieren, wägen ab und können die Frage schließlich zur hörbaren Zufriedenheit des Kunden beantworten. 

Oder ein Meeting, in dem über eine neue Anschaffung diskutiert wird. Die ist aus Ihrer Sicht längst fällig und Sie sind mit einem Kollegen für die Erstellung der genauen Anforderungen zuständig. Denn das könnte für Sie und Ihre Kollegen in Zukunft viele Abläufe wesentlich verbessern! Mit Elan gehen Sie die Aufgabe an. 

Der Kollege, den Sie an seiner Maschine im Bedarfsfall vertreten sollen. Ab und zu haben Sie das schon gemacht, aber das ist schon länger her. Was hat sich verändert, worauf sollen Sie achten? Das ist mit etwas Aufregung verbunden, gleichzeitig freuen Sie sich über die Abwechslung.  

Tatsächlich lernen Sie fast ständig

Ganz nebenbei möchte ich Ihnen hier die verschiedenen – auch unbemerkten – Lerngelegenheiten mit dem 70:20:10 Modell nach Charles Jennings vorstellen. 

70% dessen, was Sie lernen, passiert sozusagen nebenbei. Es ist Ihnen meistens nicht bewusst. Das beginnt mit dem Weg zur Arbeit, wo quasi über Nacht eine neue Baustelle entstanden ist. Sie überlegen: ‚Wo fahre ich jetzt am besten lang? Folge ich der Umleitung oder habe ich eine (hoffentlich) bessere Idee?’ Schon das ist Nebenbei-Lernen.  Entweder nutzen Sie flexible Ihre Ortskenntnis oder Ihre Ortskenntnis wird erweitert. Was dazugehört, ist der Umgang mit der Situation. Sind Sie genervt oder bleiben Sie gelassen?

Das Lernen im Alltag mit dem 70:20:10 Modell

Das Lernen im Alltag mit dem 70:20:10 Modell

Arbeitsplatznahes Lernen

Es gibt ein Problem oder eine Herausforderung. Vielleicht gehören Sie dabei zu denen, die erst einmal selbst ausprobieren, um weiterzukommen. Wenn das nicht klappt, recherchieren Sie auf YouTube oder in der Wissensdatenbank. Wenn Sie dort ein Video finden, gucken Sie sich etwas ab. Vielleicht schauen Sie auch einem Kollegen über die Schulter. Oder Sie fragen gleich direkt nach, wie bei der Kundenanfrage, die es so noch nicht gab. 

Wenn es um das Beispiel der Anschaffung geht, überlegen Sie erst einmal für sich, was diese aus Ihrer für Anforderungen erfüllen muss. Danach setzen Sie sich mit Kollegen zusammen und fragen nach deren Bedarf oder Sichtweise. 

Wenn Sie im Fall der Vertretung die Maschine bedienen sollen, könnten Sie zuerst einmal zuschauen. Oder im Handbuch nachblättern. Wenn Sie selbst wieder an der Maschine stehen, könnten Sie den Kollegen nach Feedback fragen. Fällt ihm etwas auf, was Sie übersehen oder besser machen können? 

Stärkung der Selbstwirksamkeit

Das, was Sie im Alltag neu gelernt haben, wenden Sie an. Ihre Fähigkeiten und Kompetenzen sind gewachsen. Meistens passiert das so nebenher, ohne dass es Ihnen bewusst ist. Eine typische Begleiterscheinung des informellen Lernens. 

Doch Sie könnten sich nach einer neuen Aufgabe oder nach dem Lösen eines Problems fragen:

  • Was kann ich jetzt besser? 
  • Was ist jetzt leichter als vorher?
  • Was geht jetzt schneller oder flüssiger?
  • Wo fühle ich mich jetzt viel sicherer?
  • Womit komme ich besser klar?
  • Wo ist es KollegInnen aufgefallen, dass Sie das jetzt können? 

Eine gute Voraussetzung für die nächste Herausforderung. Sie trauen sich mehr zu. Wahrscheinlich fällt das auch anderen auf. Ihrem Teamleiter oder Ihrer Führungskraft. Sie bekommen andere Aufgaben. Oder solche, die vielfältiger sind. Das sind wiederum neue Lerngelegenheiten. 

Selbstwirksamkeit stärken

Stärkung der Selbstwirksamkeit

Motivation durch Wertschätzung für das eigene Lernen

Reflektieren Sie doch mal eine Woche lang am Arbeitsende, was Sie an diesem Tag gelernt haben. Was haben Sie neu ausprobiert, welches Problem konnten Sie lösen? Welche Frage konnten Sie beantworten, zu der Sie erst einmal selbst recherchieren mussten?

Denn – ganz ehrlich – ohne Lernen kommen Sie gar nicht durch den Tag. Diese kleinen ‚Learnings‘ werden von vielen Lernenden gar nicht wahrgenommen. Unter Lernen verstehen wir oftmals die anstrengenden, langen Phasen des Lernens. Auf einen Abschluss hin oder wenn Sie isch in ein ganz neues Thema einarbeiten. Das ist das bewusste Lernen, das in der ganzen Lernbiografie insgesamt nur einen kleinen Teil einnimmt. 

Ja, reflektieren Sie Ihr Lernen – nur mal eine Woche lang. Sie werden feststellen, dass da eine ganze Menge zusammenkommt. 

Lernen im Austausch

Zu etwa 20% findet Lernen im Austausch statt. Sie wissen, dass sich ein Kollege prima mit einem Programm auskennt, dass Sie nur selten nutzen. Also fragen Sie nach, wenn Sie nicht weiterkommen. Umgekehrt sind Sie gefragt, wenn es um neue Regelungen geht, weil Sie jeden Tag damit zu tun haben. Ein Praktikant kommt in Ihre Abteilung, der Fragen hat, die Sie überraschen und sogar Ihren Blickwinkel verändern. ‚So habe ich das noch nie gesehen, hm, da ist was dran!‘ Umgekehrt können Sie vom aktuellen Wissen des Praktikanten oder Studium oder der Ausbildung profitieren. 

Beim Mittagessen sitzen Sie mit Kollegen aus einer anderen Abteilung am Tisch. ‚Sag mal, wie ist es denn bei Euch mit der neuen Strategie?‘ Auch das ist Lernen, weil Sie Ideen und Hinweise bekommen, wie andere mit einer neuen Situation umgehen.

Ohne Freiräume und Gelegenheiten zu Austausch kann das Lernen voneinander nicht stattfinden. Da werden in der Teeküche Tipps ausgetauscht oder am Kopierer eine Geschichte erzählt, die wichtige Informationen enthält, die so in keinem Handbuch stehen. Oder im Besprechungsraum Fachjournale durchgeblättert. Natürlich gehört das auch zum Lernen dazu. Wer solche Gelegenheiten mit ‚Sonst habt Ihr nichts zu tun?‘ abwürgt, braucht sich über mangelnde Lernbereitschaft nicht (mehr) zu wundern.  

 

Nebenbei-Tipp für Führungskräfte

Lernchancen und Lernmotivation können gefördert werden, indem Lernen und auch das Nicht-gleich-sofort-wissen-und-gelingen ganz selbstverständlich thematisiert werden. Laden Sie als Teamleitung oder Führungskraft dazu ein, Fragen zu stellen. Zuerst aber zeigen Sie selbst, was Sie gerade lernen oder gelernt haben und wie Sie dabei vorgegangen sind. 

Tätigkeiten, die sehr eindimensional sind, bieten leider kaum Lernanlässe. Schade, denn dann kann es sein, dass diese Mitarbeiter sich weniger zutrauen. Sie erleben sich weniger selbstwirksam. Wie können solche Tätigkeiten abwechslungsreicher gestaltet werden? 

Im privaten Umfeld ist Lernen etwas ganz anderes!

Selbst die Mitarbeiter, die eindimensionale Tätigkeiten ausführen und sich im Beruf womöglich wenig Neues zutrauen, im privaten Alltag lernen fast alle, ganz selbstverständlich. Das sind die Erzählungen der Kinder aus der Schule, Freunde berichten von ihren Urlaubserlebnissen. Ihr Partner oder Ihre Partnerin hat einen Konflikt erlebt und möchte Ihre Meinung hören. Sie hören Nachrichten, lesen ein Fachjournal oder schauen sich eine Sportsendung an. Schließlich recherchieren Sie zu den Möglichkeiten der Konfliktbewältigung im Internet weiter. Sie wollen mehr darüber wissen und lernen dabei, ohne dass es Ihnen direkt bewusst ist. 

Vielleicht können Sie dieses Wissen schon am nächsten Tag bei der Arbeit anwenden?

Jetzt wird es doch noch anstrengend: das formale Lernen 

Jetzt bleiben nur noch die 10% aus dem Modell übrig. Das ist das, was wir meistens mit Lernen verbinden. Ein E-Learning, das für alle in der Abteilung durchlaufen werden soll. Eine ganze Seminarreihe zu Führungsthemen. Neue Abläufe durch die Digitalisierung oder eine ganze Serie von Fachartikeln, die Sie lesen sollten. Dieses Lernen fühlt sich oft anstrengend an. Auf einmal wird Ihnen bewusst, dass Ihr Gehirn ziemlich viel zu leisten hat.

Was haben Sie nun davon? 

Diese 70:20:10 Aufteilung trifft für Sie vielleicht gar nicht zu. Entweder sind es 80:15:5 oder 60:30:10. Darauf kommt es nicht an. Sondern darauf, dass Sie tatsächlich täglich lernen, wenn Sie ein Problem lösen oder eine Herausforderung bewältigen. Sie bleiben fit für das Lernen. Aber das Schönst ist, dass Sie Ihre Selbstwirksamkeit damit stärken. 

Das fühlt sich gut an und wappnet Sie für das, was noch an Veränderungen kommen mag. 

Was können Sie sich von Ihrem eigenen Lernen abgucken?

 

Wenn Sie mal hinter die Lernkulissen des täglichen Lernens gucken wollen, hier einige Anregungen dazu: 

Wenn Sie für sich allein am Problem getüftelt haben:

  • Welches Nebenbei-Lernen habe ich fast nicht bemerkt? 
  • War es tatsächlich so leicht?
  • War es für eine Herausforderung, die mich erst recht angespornt hat? 
  • Wo war ich erst einmal kurz blockiert und habe doch eine Lösung gefunden? 

Wenn Sie für sich mit Kollegen ausgetauscht haben:

  • Wie schnell frage ich Kollegen (statt es selbst zu probieren)?
  • Kenne ich die Kollegen so gut, dass ich weiß, wen ich frage und wen nicht?
  • Wo gibt es gute Gelegenheiten, andere um Unterstützung zu bitten (ohne sie zu stören)?
  • Was kann ich im Gegenzug für die Kollegen tun?

Wenn Sie doch ganz bewusst und formal gelernt haben:

  • War das bewusste Lernen geplant oder wurde es im Laufe der Herausforderung notwendig?
  • Welche Strategie habe ich angewendet, um mir die Inhalte zu merken?
  • Kann ich mir von meinem Nebenbei-Lernen oder Austausch-Lernen etwas für das bewusste Lernen abgucken, damit es leichter wird? 

Denn das Reflektieren über das Lernen ist etwas, was oft zu kurz kommt. Oder meistens gar nicht stattfindet. Dabei ist das eine Chance, womit Sie Ihr Lernen sowohl leichter als auch abwechslungsreicher gestalten können. Da macht Ihr Gehirn liebend gerne mit und es bleibt auch mehr hängen.

Wenn Sie mehr wollen

Wenn Sie mehr über das Lernen und Reflektieren erfahren und erleben wollen:

Ein Lerncoaching ist ein individuelles Format, mit dem Sie sich und Ihr Lernen intensiv ansehen.

Zusammen mit Ideen, wie Sie es sich leichter machen können, damit Lernen gelingt!

Oder Sie buchen für Ihre Mitarbeiter die agile Lernreise oder wir kommen einfach ins Gespräch darüber, was Sie jetzt brauchen können.

Schreiben Sie mir doch, ich freue mich auf einen Austausch mail@margit-reinhardt.de

 

 

 

1. Warum Sie gerade jetzt mit dem agilen Lernen beginnen sollten

Wir alle haben in den letzten Monaten so viele Veränderungen erlebt wie selten zuvor. Manche kommen ganz gut damit klar, sie versuchen, das Beste daraus zu machen. Keine Frage, es ist nicht einfach. Deswegen will ich den Blick darauf lenken, wie es gelingen kann, im Strom der Veränderungen den Kopf souverän über dem Wasser zu halten. Indem Sie beweglich bleiben, agil eben.

Das gibt Ihnen die Chance, schnell zu  reagieren, ganz egal, was kommt. Im digitalen Wandel ist es unabdingbar, beweglich und flexibel zu sein. Klar, in manchen Situationen fällt das leichter, in anderen tut man sich schwerer damit.  Egal wie, es steht in einem direkten Zusammenhang mit Ihrer Lernfähigkeit. Genau die brauchen Sie, damit Veränderungen gelingen können. Auf das Lernen übertragen bedeutet das: je agiler und flexibler Sie sind, desto leichter und stressfreier wird es. Statt Frust erleben Sie mehr Erfolg und Zufriedenheit.

Ein Alltag ohne ein immer-wieder-dazulernen würde bedeuten, dass Sie stehenbleiben. Sie werden unflexibel, fühlen sich schneller überfordert und ja – irgendwann sind Sie abgehängt.

Der digitale Wandel kann nur gelingen, wenn Sie, Ihre Kollegen und Kolleginnen offen für Neues sind und eines tun: Lernen.

Lernen hat noch oft ein verstaubtes Image

Aber in manchen Köpfen ist die Vorstellung vom Lernen ziemlich verstaubt: Lernen ist anstrengend oder es ist mit Seminaren verbunden, die am Bedarf vorbeigehen. Oder es wird auf Vorrat gelernt. Ein Transfer in den Alltag findet kaum statt. Schlimmstenfalls ist Lernen sogar mit negativen Erfahrungen verbunden. Die reichen manchmal sogar bis in die Schulzeit zurück. Kein Wunder, dass manche Mitarbeiter lieber beim StatusQuo bleiben. In der Hoffnung, dass alles so bleibt, wie es ist. 

Es ist höchste Zeit, das zu verändern! Erst recht, wenn lebenslanges Lernen in allen Bereichen selbstverständlich ist und nicht nur ein Lippenbekenntnis ist. Denn mit dem, was Sie heute lernen, können Sie die Probleme, die morgen auftauchen, mit Sicherheit leichter lösen.

Checken Sie, was das konkret für Ihren Lernalltag bedeutet: 

    • Sind Sie grundsätzlich überzeugt, dass Sie lernfähig sind? 
    • Machen Sie sich Ihr Lernen bewusst oder lernen Sie einfach so drauflos?
    • Können Sie sich selbst gut motivieren und dranbleiben? 
    • Wissen Sie genau, in welchen Schritten Sie vorgehen wollen?
    • Gelingt Ihnen der Transfer in den Alltag? 

Das agile Lernen unterstützt Sie dabei, sich selbst zu helfen. Dadurch erhöht sich Ihre Selbstwirksamkeit – ein zentraler Resilienzfaktor. Sie können es leichter aushalten, wenn Sie sich unsicher fühlen – etwa, was die Zukunft bringt. Auf der anderen Seite werden Sie mutiger und probieren mehr aus. 

Veränderung und Lernen gehören zusammen wie Ying und Yang. Oder wie Zahnräder, die ineinandergreifen. Beide ergänzen sich und kommen so in Schwung.

Verabschieden Sie sich von Zertifikaten

Das ist zugegeben ein wenig provokativ. Aber mal ehrlich: was verspricht Ihnen ein Zertifikat oder das Bestehen einer Prüfung? Ich habe so viele Menschen erlebt, die verbissen auf Prüfungen gelernt haben. Und danach alles schnell vergessen haben. Das Gehirn hat wohl immer die Frage gestellt: „Wozu?“ Kein Wunder, dass am Ende eines Studiums oder einer Berufsausbildung das Lernen erst einmal ad acta gelegt wird. Was im Berufsalltag bleibt, sind Seminare. Oft Monate vorher geplant, gehen sie oft am konkreten Bedarf vorbei. Der Transfer spielt – wenn überhaupt – nur eine untergeordnete Rolle. Ganz aktuell habe ich dazu einen Vortrag von Harald Schirmer gesehen: Keynote Lebenslanges Lernen Harald Schirmer

Agiles Lernen ist flexibel und leichter

Befreien Sie sich vom verstaubten Lernimage! Lernen verändert sich, endlich. Angesichts des Veränderungstempos bekommt es ein neues Gesicht. Machen Sie mit, denken Sie das Lernen neu! Werden Sie zum agilen Lerner!

Das agile Lernen orientiert sich immer am konkreten Bedarf: ‚‚Das kann ich jetzt gut gebrauchen und ich will es jetzt wissen!‘ Sie entscheiden mit, was Sie auf welche Art und Weise lernen werden und übernehmen damit die Verantwortung für den Lernprozess. Das ist erst einmal ungewohnt. Denn agiles Lernen ist selbstgesteuert, basiert auf mehr Austausch untereinander und unterscheidet sich dadurch grundsätzlich vom klassischen Lernen. Auch das will erst einmal gelernt werden, am besten durch Erfahrung! Die ersten Schritte dahin zeige ich Ihnen gleich. 

Einige Basics, die immer dazugehören

    • Sie entscheiden mit, was Sie wie lernen – Ihr Lernen ist individuell
    • Sie gestalten und planen Ihr Lernen selbstorganisiert
    • Sie tauschen sich gezielt und intensiv mit anderen Kollegen aus
    • Sie reflektieren Ihren Lernweg und lernen so von sich selbst

2. Wie Sie Ihre Lernkompetenzen Schritt für Schritt erweitern können

Wenn Sie von einer Sache begeistert sind, dann erzählen Sie es weiter, oder? Sie wollen Ihre Freude, die Motivation und die damit verbundene Energie teilen. Gelingt es Ihnen, das auch auf Ihr Lernen zu übertragen?

Viele erwachsene Lerner sind das gar nicht mehr gewohnt und tun sich entsprechend schwer. Dann wird einfach irgendwie gelernt und der Frust ist schon fast vorprogrammiert. Schnell wächst die Überzeugung, dass das Thema oder der Inhalt „einfach nichts für mich ist“. „Konnte ich noch nie und werde ich nie können!“ Das ist der Weg direkt in die Sackgasse.

Wenn Sie umgekehrt grundsätzlich überzeugt sind, dass Sie sich entwickeln und lernen können, werden Sie von Anfang an anders an die Themen herangehen. Mein Videotipp (gibt es auch als Buch)  hierzu ist das Interview mit Carol Dweck. Das agile Lernen lädt genau dazu ein, offen und neugierig Neues auszuprobieren.

Der Lerner wandelt sich vom Konsumenten zum Prosumenten

Der wahrscheinlich größte Unterschied zwischen den klassischen Lernen und dem agilen Lernen besteht in der Aktivität. Der Lernende ist kein Konsument von Inputs oder Vorträgen, der passiv das Gehörte oder Gesehene aufnimmt. Hierbei ist die Aktivität im Gehirn sowieso ziemlich gering. Die Verlockung, abzuschweifen, ist sehr groß.

Doch wenn der Lernende zum Prosument wird, ist die Aktivität beim Lernen hoch! Der Lernende weiß, dass er oder sie das Gelernte weitergeben und sich darüber austauschen wird. Im Team, an Kollegen oder an Freunde. Die Aufmerksamkeit ist fokussiert. Was ist wirklich wichtig und relevant? Was können meine Kollegen davon haben? Wie können wir das Gelernte im Arbeitsalltag ein- und umsetzen? 

Sehen Sie den Unterschied? Sie sind auf eine andere Weise aktiv. Dabei übernehmen Sie Verantwortung. In dem Augenblick, in dem Sie Ihre Learnings weitergeben, merken Sie sofort, was Sie verstanden haben und was noch nicht ganz klar ist. Das ist vollkommen in Ordnung. Es geht nicht um Perfektion, sondern um das Tun. Gleichzeitig bleibt das Gelernte durch die Aktivität und den Austausch viel besser im Gedächtnis. Die Spuren im Gehirn sind viel tiefer und nachhaltiger. 

Sollten dennoch Fragen offen bleiben, übernimmt zum Beispiel ein Kollege das Thema und recherchiert weiter. Oder es tauchen ganz neue Fragen auf. Gemeinsam können Sie entscheiden, was aktuell weiter verfolgt und was hintenan gestellt werden kann. 

Das alles ist kein Selbstläufer. Ein agiles Lernen braucht grundlegende Kompetenzen. Vieles davon können Sie bestimmt schon. Wenn der Wille und die Motivation vorhanden sind – kein Problem. Wenn Sie wissen, wie Sie sich selbst helfen können, können Sie mit Unsicherheit und Komplexität besser umgehen. Vor allem landen Sie nicht in einer Opferhaltung, denn Lernen ist in dieser Haltung nicht möglich. Sie können Respekt haben vor dem, was kommt. Aber machen Sie sich nicht klein!

Ein agiler Lerncoach begegnet Ihnen auf Augenhöhe. Das Ziel ist, dass Sie fähig werden Ihr Lernen leichter und gelingender zu gestalten. Eine Zusammenarbeit startet mit einer Lernkompetenzanalyse. Auf dieser Basis können Sie Ihre Stärken einordnen und sehen, was Sie weiter ausbauen oder ergänzen möchten.

Agiles Lernen

3. So starten Sie ganz konkret ins agile Lernen am Arbeitsplatz

Am Anfang steht die Motivation, das Warum. Sie wollen lernen, für welches Ziel, für welchen Anlass? 

A. Planen Sie und starten Sie mit einem konkreten Anlass

Das kann etwas ganz Kleines sein: Sie wollen zum Beispiel die Möglichkeiten im Instant-Messenger Slack besser kennenlernen, weil dieser kürzlich in Ihrer Firma eingeführt wurde. 

Wenn es etwas Größeres ist: Sie wollen Spanisch lernen, um in Zukunft zumindest den Small-Talk mit einem Kunden in seiner Muttersprache zu führen. Dann überlegen Sie, was der erste kleine Schritt sein kann. 

Das Ziel darf herausfordernd sein, doch eine zu große Erwartung bremst Sie aus. Was ist realistisch und wo werden Sie es in naher Zukunft anwenden können? Was können Sie in den nächsten zwei Wochen erreichen?

B. Wann haben Sie überhaupt Zeit?

Entscheidend ist, dass Sie sich am besten regelmäßige Zeitfenster definieren, wann Sie sich damit beschäftigen wollen. Es können kleine Zeiteinheiten sein, etwa 15 oder 20 Minuten. So lange können Sie sich in der Regel gut konzentrieren. Legen Sie einen Startzeitpunkt fest, das macht es leichter, tatsächlich anzufangen. 

C.  Wie werden Sie lernen?

Bevor Sie loslegen: wie gehen Sie an Ihr Lernen ran? Wo bekommen Sie die Infos her – gibt es erklärende Videos zu Slack? Probieren Sie einfach mal weiter aus? Werden Sie alleine lernen oder haben Sie Verbündete, die ein ähnliches Ziel haben? Gibt es einen Kollegen oder eine Kollegin, die Spanisch spricht? Ein Lernprogramm oder wollen Sie einen Kurs buchen? 

D. Ausdauer entwickeln – irgendetwas kommt immer dazwischen

Sie wollten jeden Tag 15 Minuten lernen. Ups, jetzt ist schon die Hälfte der Woche rum und Sie sind kaum dazu gekommen. Aber dafür sind Sie x-mal abgelenkt worden. Wenn Sie ehrlich zu sich sind, waren manche Ablenkungen sogar willkommen. Vielleicht haben Sie gemerkt, dass Sie alleine doch nicht so gut vorankommen. 

Bei einem Meeting kommen Sie zufällig mit Kollegen ins Gespräch. Denen geht es mit dem neuen Messenger-Dienst genauso. Sie beschliessen, sich mit zwei der KollegInnen zusammenzutun. Die wollen das ja auch lernen! Sie verabreden sich in der Mittagspause am Ende der Woche, um sich gegenseitig zu berichten, was jetzt schon besser gelingt. Jetzt geht es viel leichter voran! 

E. Reflexion – Sind Sie auf dem Weg oder hat sich das Ziel geändert?

Ihre zwei bewussten Lernwochen sind vorbei. Das Ziel ist geblieben. Das ist nicht selbstverständlich. In unserer schnelllebigen Zeit ist es durchaus notwendig, das Ziel erneut anzupassen. Auch dazu dient die Reflexion. 

Jetzt überprüfen Sie, wie weit Sie gekommen sind. Sie denken noch einmal an die Ausgangslage, worüber Sie sich geärgert haben: ‚Das kann doch nicht so schwer sein, mit einem Messenger klarzukommen!‘ Das war Ihr Start und Ihre Motivation. Sie haben auch festgestellt, dass Sie es mit den Lernzeiten nicht so ernst genommen haben. Wenn Zeit da war, hat es geklappt. Wenn etwas dazwischen kam, haben Sie die Lernzeit nicht nachgeholt, sondern ‚vergessen’. 

Im Gespräch mit den Kollegen, die in derselben Situation sind, hat es dann gefunkt. Sie sind in Schwung gekommen, haben sich gegenseitig unterstützt und jetzt hat es sogar richtig Spass gemacht. Sie wussten, am Ende der Woche wollten Sie sich gegenseitig zeigen, was schon alles gut klappt. 

Es gab sogar noch ein Highlight, denn eine andere Kollegin hat das mitbekommen. Sie kennt sich schon super aus und hat Ihnen ihre Unterstützung angeboten. 

Sie wissen jetzt von sich, dass Ihnen eine Verbindlichkeit gut tut. Also Kollegen finden, die Ähnliches lernen wollen. Weiter nehmen Sie aus dieser Reflexion mit, Ihre Lernzeiten besser im Alltag zu verankern. Sie werden ausprobieren, gleich am Morgen damit zu starten. 

Das alles motiviert Sie, Ihren nächsten Lernsprint zu planen!

4. Mit welchen Alltagsbeobachtungen Sie sich selbst unterstützen können

Ändern Sie Gewohnheiten! Ein großer Teil Ihres Alltags besteht aus Routinen und Gewohnheiten. Gut so, denn aus Gehirnsicht spart das viel Energie. Theoretisch haben Sie so den Kopf frei. Auf der anderen Seite machen Sie es sich bequem. Das ist ein großes Lernhindernis. „Es passt doch alles so, warum sollte ich etwas verändern?“ Das habe ich schon so oft gehört! Gefolgt von der Frage: „Wie soll ich mich denn motivieren, etwas anders zu machen, wenn doch alles gut ist?“

Ihr Gehirn wird sich nur dann verändern und dadurch lernfreudiger werden, wenn Sie etwas anders machen als bisher. Das können Kleinigkeiten sein, denn die haben ein enormes Potenzial! Es ist so simpel: Wählen Sie mal einen anderen Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen. Schon das bringt Sie aus der Routine und kann neue Blickwinkel ermöglichen. Kaufen Sie mal in einem anderen Laden ein. Klar, dauert das alles etwas länger. Das können Sie ja von vornherein einplanen. Gehen Sie auf Entdeckungsreise! Probieren Sie mal etwas aus, was Sie noch nicht kennen: Ob es Gerichte sind, eine ganz andere Zeitschrift oder eine ganz andere Abendgestaltung. Mehr dazu finden Sie hier: So verändern Sie Ihre Gewohnheiten

Das brauchen Sie nicht jeden Tag zu tun. Aber zwei- bis dreimal pro Woche macht es Sinn. Der große Vorteil ist, dass Sie in anderen neuen Situationen nicht mehr so überrascht sein werden. Sie können flexibler damit umgehen. Ihr Gehirn hat gelernt, leichter auf Neues zu reagieren. Mit der Zeit werden Sie offener für andere Sichtweisen. Es fällt Ihnen leichter, Ihre Komfortzone zu verlassen und Neues gezielt anzupacken. 

Womit werden Sie starten? 

5. Welche Fehler Sie vermeiden sollten und welche Fehler Sie weiterbringen

Sich auf Neues einzulassen birgt natürlich ein gewisses Risiko. Es passieren Fehler. Sie haben unter Umständen das Gefühl, gescheitert zu sein. Grundsätzlich gehören Fehler zum Lernen dazu. Denn der Fehler zeigt, wo es nicht lang geht. 

Doch es gibt auch Fehler, die Sie vermeiden können. Weil Sie unkonzentriert waren, mit den Gedanken woanders. Schon haben Sie eine Mail verschickt, die falsch adressiert war. Das ist dann wirklich dumm gelaufen und hätte nicht sein müssen. Wenn Sie aus Bequemlichkeit gehandelt haben und dabei ein Fehler passiert ist, dann bleibt Ihnen nur noch, zumindest dazu zu stehen. 

Die Fehler, die Ihnen passieren, weil Sie es nicht besser wissen konnten, die bringen Sie weiter. Auch wenn es zuerst richtig weh tut, weil Sie es verbockt haben. Wenn Sie jetzt reflektieren, was Sie daraus gelernt haben, dann hat sich der Fehler gelohnt. Ihr Gehirn hochaktiv: wie konnte das passieren? Was kann ich tun, damit mir das nicht noch einmal passiert? Wenn Sie jetzt die Situation analysieren, dann lernen Sie besonders intensiv und nachhaltig. 

Noch besser ist es, wenn Sie in einem Umfeld lernen, in dem Sie Fehler machen dürfen. Im Sinne von try and error. Wenn es so nicht funktioniert, dann suche ich mir eben einen anderen Weg.

In vielen Unternehmen ist die Fehlerakzeptanz erschreckend niedrig. Sie  werden nur intern in einem ganz kleinen Kreis besprochen. Wer Fehler macht, zeigt Unfähigkeit oder Schwäche, so der unausgesprochene Tenor. Niemand möchte sich blamieren und zugeben, dass ihm oder ihr ein Fehler unterlaufen ist. Damit wird die große Chance vertan, aus dem Fehler zu lernen und etwas zu verändern. 

Eine offene Fehlerkultur ist dann vorhanden, wenn Mitarbeiter wissen, dass Fehler in einer Organisation ebenso dazugehören wie in jedem Alltag. Bekannt ist die Untersuchung bei Airlines, als es in den 70er Jahren viele Unglücksfälle gab. Die meisten waren auf menschliches Versagen zurückzuführen. Nach der Analyse der Gespräche zwischen Pilot und Co-Pilot war eine Ursache gefunden. Es war die strenge Hierarchie zwischen Pilot und Crew. Der Pilot korrigierte zwar Fehlentscheidungen des Co-Piloten, aber umgekehrt fand dies nicht statt. Nach der Überzeugung: ein erfahrener Pilot macht keine Fehler, ein Co-Pilot schon. Das führte zu einem Umdenken, umgesetzt zum Beispiel mit dem Abbau der Hierarchien. Zusätzlich bekamen die Soft-Skills einen anderen Stellenwert, so die Kommunikation und das Führungsverhalten. 

Die Fehlerquote verringerte sich von vorher 70% auf schließlich 30%. 

In Bezug auf Fehler beim Lernen geht es also darum, wie konstruktiv Sie mit Fehlern umgehen. Damit Sie und andere was draus lernen. 

 

Das Wichtigste kurz auf den Punkt gebracht:

Agiles Lernen ist das Lernen der Zukunft. Denken Sie dran, dass jeder Mensch ein wenig anders lernt. Ein Lernen im gleichen Schritttempo wird nicht von Erfolg gekrönt sein. Starten Sie mit kleinen Schritten.

Denken Sie in den nächsten Tagen darüber nach, was sie jeden Tag dazugelernt haben. Diese Fragen können ein roter Faden sein:

    • Wie war Ihre Einstellung zu dem Thema?
    • Hat Ihr Lernen für Sie einen Nutzen gehabt?
    • Haben Sie sich vor dem Lernen Gedanken über das Ergebnis gemacht?
    • Haben Sie sich bewusst Zeit für das Lernen genommen?
    • Haben Sie sich ablenken lassen und wenn ja: von was?
    • Mit wem haben Sie über das Gelernte gesprochen?
    • Wie ist es Ihnen mit der Anwendung, dem Transfer in den Alltag gegangen?

Habe ich Sie neugierig gemacht? Gerne können wir darüber sprechen, wie Sie das in Ihrem Unternehmen ein- und umsetzen können. Sie erreichen mich  unter der (0721) 75 33 61. Oder schreiben mir eine Mail: info@margit-reinhardt.de

Wir leben in besonderen Zeiten, viele erleben sie als beunruhigend und verunsichernd. Da ist es gut, ein paar Techniken selbst anwenden zu können, um sich zu beruhigen und wieder in eine gute Balance zu kommen. Dazu haben Michael Bohne und Sabine Ebersberger ein Kartenset mit stärkenden Sätzen für normale Alltagsunsicherheiten entwickelt. Die, die jeder kennt, wenn man nicht weiß, wie sich die Situation entwickeln wird. Ein Tool zur Selbsthilfe, zur inneren Stärkung und Beruhigung.

Selbstwirksamkeit stärken

Schauen Sie mal auf die Webseite https://www.innen-leben.org/karten-set/, dort können Sie sich das Kartenset herunterladen. Eine weitere Anleitung mit Videos von Michael Bohne zur Klopftechnik finden Sie hier https://www.innen-leben.org/klopfen-gegen-angst/.

Wenn Sie eigene unterstützende Sätze für Ihre Herausforderungen entwickeln wollen, um Ihre Selbstwirksamkeit zu stärken, dann können Sie sich an mich wenden – entweder per mail an info@margit-reinhardt.de oder Sie rufen mich unverbindlich an (0721) 753361.

Letzte Woche beim Einkaufen hat es der Kassierer auf den Punkt gebracht: ‚Naja‘, meinte er. Es läuft alles, fast wie immer. Aber die Stimmung ist nicht so wie früher, sondern gedrückt.“ So ist es. Vielleicht haben Sie das auch an sich selbst beobachtet. Die Einkäufe werden schnell erledigt (mit Maske fühlt es sich zudem noch sehr ungewohnt an), jeder geht seine Wege. Später habe ich ganz bewusst jeweils beim Einkaufen auf die Stimmung im jeweiligen Laden geachtet. Eine Stimmung wie im Schwebezustand, verhalten, ruhig, aber auch mit dem Fokus auf Abstand. Erst langsam finden – ebenfalls mit Abstand – wieder vermehrt Gespräche statt, wenn man Bekannten auf der Straße begegnet.

‚Wenn das Wasser bis zum Hals steht: Nie den Kopf hängen lassen!‘

Dieser Satz ist ein Arbeitstitel von Bernhard Trenkle, für ein Symposium des Kongresses „Mentales Stärken“, der hoffentlich im November stattfinden kann. Mentale Stärke, hilfreiche Gedanken, das ist das, was jetzt dran ist. Es macht einen Riesenunterschied, ob es um Veränderungen geht, die Sie selbst wollen – wenn Sie ein Fest planen, einen anderen Job suchen oder eine neue Wohnung suchen. Oder ob es Veränderungen sind, die von aussen kommen. Um die Sie einfach nicht herumkommen. Aktuell ist der gesamte Globus von einem Virus betroffen, der noch nicht einmal mit blossem Auge sichtbar ist.

Worauf kommt es jetzt an? Auf ein Miteinander, gegenseitiges Verständnis, um gemeinsam neue Wege des Zusammenlebens und einen Umgang mit dieser Situation zu finden. Genau das ist notwendig, denn diese Situation wird uns noch eine ganze Weile begleiten. Von der Akut-Bewältigung begeben wir uns auf die Langstrecke. 

Ich brauche was Motivierendes!

In den ersten Wochen dieser Ausnahmesituation steckte ich selbst auch erstmal in einer gewissen Schockstarre mit einem emotionalen Auf und Ab. Kein so angenehmer Zustand, aber für die Verarbeitung dieser Ausnahmesituation ein ganz normaler Verarbeitungsprozess. Was hilft, ist innehalten und wahrnehmen, was ist. 

„Ich brauche was Motivierendes!“ Genau das habe ich in den darauffolgenden Wochen oft von Kunden gehört. „Wenn Menschen mit Nachrichten und sozialen Medien alleine sind, kommt Unsicherheit auf“, so Bodo Jansen von der Hotelkette Upstalboom. Die Stimmung geht schnell in den Keller. Das haben Sie bestimmt auch an sich selbst erlebt. Wir nehmen das Negative – also das potenziell Bedrohliche – etwa 4x stärker wahr als das, was positiv ist. Demzufolge brauchen wir tatsächlich etwas, was immer wieder neu motiviert, stärkt und die Gedanken erneuert. Das bestätigt auch Karsten Helbig von gauditours: ‚Ich schütte kein Benzin in die Angst, ich will keine Nachrichten hören, sondern ich suche nach Positivem!‘ Über beide werden Sie weiter unten noch mehr lesen.

Und eine Zukunftsperspektive!

Diese Pandemie wird die Gesellschaft verändern. Die Weichen dazu werden jetzt gestellt und jeder Einzelne, also Sie und ich, können die Richtung mit beeinflussen. Eine Veränderung beginnt immer im Kleinen, also bei uns selbst. Die Zeitschrift „IMPULSE“ hat dazu eine Reihe ins Leben gerufen, in der Unternehmer berichten, dass genau jetzt die Zeit ist, neue Zukunftsperspektiven zu wagen und sie umzusetzen. Auch wenn Sie selbst kein Unternehmer sind – es lohnt sich, über diese Perspektivwechsel zu lesen und sich von der Kreativität inspirieren zu lassen. 

Bei einigen dieser Online-Veranstaltungen war ich mit dabei und fasse Ihnen hier die wesentlichen Gedanken als Anregung zusammen. Den Interviewteil dieser Reihe können Sie als Podcast hören: www.Impulse.de/podcast.

Rettende Gedanken, um die Zukunft zu gestalten

1. „Das hat eine Kraft, die ich selbst nicht erwartet habe.“ Claudia Bähr

Jeder erlebt diese Zeit anders. Viele Menschen sind verunsichert und erleben eine diffuse Angst. Wir verfügen über keine Vorerfahrungen und haben keine Strategien, was diese Pandemie betrifft. 

„Jeder“, sagte Claudia Bähr, Positionsexpertin und Chefin von cb-friends, „lässt den Kopf hängen.“ Es wird nur noch über dieses Virus berichtet. Das engt den Blick ein und blockiert das Denken. Selbstverständlich – Gesundheit ist so wichtig wie nie zuvor.

Aber ihr war klar: „Ich brauche was Motivierendes!“ Und so hat sie die 5-Tage-Motivation für ihr Team entwickelt. Ziel war, sich mit dem Team auszutauschen, die Ängste und Sorgen anzusprechen und zu verstehen. Im nächsten Schritt geht es darum, die Zukunft zu gestalten.

Diese 5-Tage-Motivation können Sie sich auf der Webseite von cb-friends als Anregung oder Anleitung herunterladen. 

  1. Tag – Chancen erkennen – verrücktes Denken zulassen
  2. Tag – Ängste ansehen und verstehen – was hindert, was blockiert?
  3. Tag – Verhalten verstehen „Warum ticke ich so, wie ich bin?“
  4. Tag – ein Bild von der Weihnachtsfeier 2020: „Was haben wir dazugelernt? Was haben wir neu entwickelt? Was habe ich dazu beigetragen?“
  5. Tag – Jeder im Team hat das für sich noch einmal zusammengefasst

In den 5 Tagen wurde ein gemeinsames Verständnis für alle erreicht. Jeder geht anders mit der Unsicherheit und der Unplanbarkeit um. Der eine wird aktiv, der eine blockt ab, der dritte friert ein. Es gibt jetzt vor allem eine ganz andere Ehrlichkeit untereinander, so Claudia Bähr. Ihr persönliches Learning daraus: „Das hat eine Kraft, die ich selbst nicht erwartet habe.“ Unter diesen Voraussetzung ist ein Neustart mit neuen Ideen möglich. 

Hier der Link zur Mutmach-Anleitung https://transformation.cb-friends.de/5-tage-corona-motivation/

2. Der eigenen Zuversicht Raum geben – Bodo Janssen

Als Hotelier hat Bodo Janssen, Chef der Upstalboom Hotels, innerhalb von 48 Stunden alle Hotels schliessen müssen. Von 100% Aktion runter auf 0% Nichtstun. Auch hier ist die Kommunikation mit den Mitarbeitern essentiell. Wie in vielen anderen Unternehmen auch läuft diese aktuell überwiegend als Video-Konferenz.

Das Besondere an Bodo Janssen ist seine Klarheit und sein Führungsstil. Diese gründet auf einem Kulturwandel des Unternehmens, der sich nach einer ernüchternden Kritik als Ergebnis einer Mitarbeiterbefragung vor 10 Jahren als dringend notwendig erwies. Daraufhin ging er regelmäßig ins Kloster zu Anselm Grün, um neue Sichtweisen zu erproben. Das Ergebnis ist ‚Der Upstalboom Weg‘, https://www.der-upstalsboom-weg.de/,der seitdem immer weiter entwickelt wird. Dabei spielen Erkenntnisse aus der positiven Psychologie eine wichtige Rolle.

Neu in diesem Jahr ist eine Ausbildung, die er speziell seinen Führungskräften anbietet: die zur Logotherapie. Sie gründet auf Viktor Frankl, einem österreichischer Neurologen und Psychiater. Ihn prägte der Satz „Ich kann frei entscheiden, wie ich die Situation sehe.“ Denn diese Entscheidung haben Sie immer. Viktor Frankl hat das mit der Frage verbunden, was im Moment sinnvoll erscheint. Wenn

Perspektive verändern

 Menschen einen Sinn in dem sehen, was sie tun, sind sie motiviert.

Auch Bodo Janssen ist überzeugt, dass es ist „Kraft der Gedanken ist, die uns befreit – oder auch nicht.“ Natürlich ist es ebenso wichtig, die Emotionen zu durchleben, die jetzt da sind. Doch Angst, sagt er, ist gierig. Stattdessen fragt er sich: ‚Worauf kommt es jetzt wirklich an? Was ist die sinnvollste Möglichkeit in dieser Situation? Was kann ich beeinflussen?‘ Hinzu kommt die Akzeptanz. Anzuerkennen, was im Augenblick ist. Loslassen, was war.

Wie es weitergeht, ist noch unklar. Doch er vertraut auf den Ideenreichtum seiner Mitarbeiter, wie die Maßgaben zu erfüllen sind, um die Gäste zu schützen und Ihnen Erholung zu ermöglichen. Wenn die Hotels und Ferienhäuser wieder öffnen dürfen.

Trotzdem, so Bodo Janssen, es ist ein Abenteuer, von dem wir nicht wissen, wie es enden wird. Dabei geht es um ‚Solidarität und Gemeinschaft, denn der Einzelne kann nur verlieren‘. Demut ist für ihn die Fähigkeit, anzuerkennen, dass wir von anderen abhängig sind.

3. Was die Menschen jetzt brauchen: Happiness! 

Auch bei Karsten Helbig von https://gauditours.de/ brachen die Aufträge innerhalb von wenigen Tagen komplett weg. Über Monate im Voraus. Das Telefon klingelte ständig, es kam eine Absage nach der anderen. Schnell hat er für sich erkannt, dass das aktuelle Konzept jetzt keine Zukunft mehr hat – also „muss ich was Neues machen!“ Wenn das, was man anbietet, jetzt nicht gefragt ist, sagt Karsten Helbig, muss man ehrlich sein… und umsteuern. Deswegen ging der zur Bank mit einem konkreten Plan, um in die Zukunft zu investieren. „Ich möchte was Neues machen. Einen Happiness-Park.“ Denn das ist das, was die Menschen jetzt brauchen: Mut und Zuversicht.

Um aus negativen Gedankenschleifen rauszukommen, empfiehlt er, regelmäßig rauszugehen und das wahrzunehmen, was gerade ist. Rein in die unmittelbare Gegenwart: einen Baum anschauen. Zu sehen, was alles blüht und wächst.

Das Wichtigste sind für ihn jetzt klare Gedanken, den Blick auf die Chancen richten, auf das Positive. „Machen Sie das“, sagt er, „was Sie schon immer tun wollten.“

4. In der veränderten Situation steckt soviel Potenzial!

So ähnlich ging es auch Gregor Demmer, Gründer des Reiseportals EURESAreisen. Das ist einer der größten Akteure im deutschen Kreuzfahrtvertrieb und wurde ebenfalls heftig ausgebremst. Und nun? ‚Wie‘, fragte sich Gregor Demmer, ‚bekommen wir es jetzt hin, für unsere Kunden da zu sein?‘

Nach einem Wochenende voller Grübeln ist er zusammen mit seinem Partner auf eine Lösung gekommen: ‚Jede Reise beginnt im Kopf! Das probieren wir jetzt virtuell. Dahin, wo die Reise jetzt hingehen könnte!‘ Die Idee wurde innerhalb weniger Tage geplant und schon auf einer Webseite umgesetzt. Der Kerngedanke ist der, dass die Reisenden eigene Sehnsuchtsziele mit Kommentar vorstellen können. Anhand der Reiserouten, die die Kunden gemacht hätten, entstand eine Fotoserie. Dazu wurden Kunden, die schon dort waren, eingeladen, ihre Fotos einzustellen: https://www.wegtraeumen.de/kennenlernen. Virtuelle Reisende können sich so mit anderen Reisenden austauschen oder sich einfach schon mal an den Urlaubsort hinträumen.

Sein Tipp: Jetzt ist es wichtig, in einen anderen Modus umzuschalten. Das Alte liegen lassen, akzeptieren, dass etwas vorbei ist. In der veränderten Situation steckt soviel Potenzial, es wird weiter gehen. Proaktiv und offen. Denn wenn das Alte nicht mehr funktioniert, muss man neu starten. Er empfiehlt, die Energie, die gerade in der Luft ist, zu nutzen!

Anerkennen, was war. Innehalten. Durchatmen und was Neues wagen!

Was diese Menschen eint, das ist eine transparente Kommunikation und der wertschätzende Umgang mit den Mitarbeitern. Das Anerkennen von Unsicherheit und Ängsten. Das ist im Umgang mit sich selbst genauso wichtig und notwendig wie im Gespräch mit anderen. 

Altes loslassen, Neues ausprobieren

Darauf folgt das ‚freundliche Umlenken‘ der Gedanken auf das, was jetzt möglich ist. Der Mut, in neue und möglicherweise schräge Blickwinkel auszutesten. Wie kann die Zukunft aussehen? Das Vertrauen zu haben, dass es eine Lösung gibt. Haben Sie Mut, etwas Neues und Unbekanntes auszuprobieren.

In diesen Gesprächen sind immer wieder die Resilienzfaktoren sichtbar geworden. Ob es die Zuversicht ist und das Denken in Hinblick auf eine Lösung. Oder die Akzeptanz dessen, was sich nicht verändern lässt. Der Blick in die Zukunft gehört ebenso zu den Resilienzfaktoren, verbunden mit dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten – die Selbstwirksamkeit.

Was jetzt noch fehlt, ist die Verbundenheit und Unterstützung durch andere Menschen. Die Familie, Freunde, die Kollegen und viele andere Menschen, denen Sie begegnen. Es ist die passende Zeit, die eigenen Resilienzfaktoren nähe anzuschauen. Welche brauchen jetzt eine Stärkung?

Dann, wenn ich mal Zeit habe…

Letzte Woche hörte ich noch ein Interview mit Prof. Dr. Hartmut Rosa, Soziologe und Zeitforscher. Eine gute Abrundung dieses Artikels, denn vieles, was die Unternehmer für sich erkannt haben, hat er aus wiederum einem anderen Blickwinkel bestätigt.

Rosa sagt, mit Corona erleben wir die radikalste Entschleunigung seit 200 Jahren. Zumindest physisch. Vom ständigen unterwegs sein, gehetzt von einem Termin zum nächsten zum absoluten Stillstand. Mit einer Ausnahme: im digitalen Bereich geht es weiterhin immer schneller.

Was macht das Virus mit uns? Es löst Angst aus und was den meisten Menschen richtig schwer fällt, das ist der Umgang mit Kontrollverlust. Wir messen fast alles – ob es die Schritte sind, die Schlafqualität, die Anzahl der Kalorien und die Zeit, die wir mal wieder im Stau gestanden sind oder auf die Bahn gewartet haben. Deswegen schauen viele gebannt auf die Zahlen vom RKI.

Das alles vermittelt das Gefühl, „es“ im Griff zu haben. Doch mit dem Virus gibt es noch keinerlei Erfahrungen, ganz im Gegensatz zum Straßenverkehr (auch da sterben Menschen), aber wir sind überzeugt, das alles einschätzen zu können.

Das Fazit von Hartmut Rosa ist, dass er „nicht mehr so viele Dinge in die Zukunft verschieben will.“ Wir bewahren uns die schönen Dinge im Leben für irgendwann auf, meint er. ‚Das mache ich, wenn ich mal richtig Zeit habe!‘ sagen viele. Bestimmt haben Sie sich selbst auch schon solche Sätze sagen hören. Und das Verrückte ist, so Rosa, „dass die Dinge, die wir eigentlich tun wollten (wenn wir Zeit haben), vielleicht gar nicht die besten für uns sind“. Weil sie doch nicht erfüllend sind, Spass machen, sondern richtig langweilig oder öde sind.

Das komplette Interview finden Sie hier.

Alles wird gut

Viele Menschen fühlen sich im Hamsterrad gefangen. Immer schneller, mehr, weiter und höher. Dabei bleibt auf der Strecke, was ein gelingendes Leben tatsächlich ausmacht. Ist es die möglichst hohe Anzahl der Lebensjahre? Wenn diese aktuell besondere Zeit einen Sinn hat, dann vielleicht den, in der Entschleunigung Zeit zum Reflektieren zu haben. Illusionen zu erkennen. Sich neugierig auf die Suche nach dem machen, was einen Sinn ergibt. Das könnte spannend werden!

Was auch immer sich dabei an Ideen und Erkenntnissen entwickelt, bleiben Sie auf jeden Fall zuversichtlich. Denn es gibt ein ‚Danach‘ und Sie gestalten es mit.

Wie kann ich Sie in Ihrem Alltag dabei unterstützen, mutig Neues auszuprobieren?

Lassen Sie uns doch darüber sprechen. Rufen Sie mich unter (0721) 75 33 61 an oder senden Sie mir eine Mail!

Bleiben Sie gesund und mit anderen verbunden!